Unter dem Motto «Baukultur entdecken» machen der Zuger und der Schweizer Heimatschutz in verschiedenen Publikationen auf den grossen baukulturellen Reichtum im Kanton Zug aufmerksam. Wir haben die Publikationen durchstöbert und Ihnen eine Auswahl zusammengestellt, die sich besonders zu besichtigen lohnt. Unsere baukulturelle Reise führt durch verschiedene Zeiten und Epochen, Dörfer und Städte.
1923 entstand an der Gotthardstrasse 18 (rechts im Bild) an Stelle des Gaswerks das erste Kinogebäude in Zug, das «Grand Cinema Zug». Für die Kinopionierin Veronika Hürlimann-Schweiker schufen die Zuger Architekten Dagobert Keiser und Richard Bracher einen neoklassizistischen Bau mit Dreiecksgiebel. Dieser wurde 1936 von Architekt Heinrich Peikert, Zug, überformt. Aus statischen Gründen musste der Ursprungsbau mit einer Betonkonstruktion überbaut werden. Darüber entstand ein viergeschossiges Wohnhaus mit charakteristischer Fassadengliederung durch Erker, Balkone und Fenster. Um ein einheitliches Erscheinungsbild bemüht, blendete man die neue Fassade der alten vor. Das noch heute als Kino genutzte Haus Gotthardstrasse 18 ist in seiner sachlichen Formensprache ein typischer Vertreter der Zwischenkriegsmoderne.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Gotthardstrasse 18, Zug
Architekten
Dagobert Keiser und Richard Bracher, Zug; Heinrich Peikert, Zug
Baujahr
1923; 1936
Foto: Regine Giesecke
Baukultur entdecken
Architekturgeschichten und Ortsbilder im 19. und frühen 20. Jahrhundert
In der Neustadt entstand 1904–1906 die zweite reformierte Kirche im katholischen Kanton Zug; rund vierzig Jahre nach der ersten in Baar. Der Zürcher Architekt Friedrich Wehrli schuf einen imposanten neuromanischen Zentralbau in einem Park. Das Innere war, der modernen Auffassung jener Zeit entsprechend, als Einheitsraum konzipiert und mit dekorativen Wandmalereien ausgestaltet. 1931 wurde das Gebäude durch den Zuger Architekten Richard Bracher renoviert. Bei der Renovation 1968 richtete man das nach Westen orientierte Kircheninnere gegen Norden aus und schuf einen zentralisierenden Gemeinschaftsraum. Die letzte Innenrestaurierung erfolgte 2004/05 mit Rückblick auf das ursprüngliche Gestaltungskonzept. Mit ihrem charakteristischen bauzeitlichen Äusseren und den zeitgemässen Renovationen im Inneren ist die Reformierte Kirche Zug ein eindrücklicher Zeitzeuge.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Alpenstrasse 3, Zug
Architekt
Friedrich Wehrli, Zürich
Baujahr
1904–1906
Foto: Regine Giesecke
1902/03 liess Robert Brandenberg an der Pilatusstrasse ein Wohnhaus (Gotthardstrasse 27) und eine Werkstatt mit Giessereianbau (Pilatusstrasse 2) errichten. Hier betrieb er seine mechanische Werkstätte Brandenberg & Cie. Das Unternehmen war rasch erfolgreich. So wurde 1905 der Anbau aufgestockt und das spätklassizistische Wohnhaus Erlenstrasse 16 erbaut, das als architektonisches Pendant zu jenem an der Gotthardstrasse 27 die Häuserzeile abschloss. Ab 1921 mietete Jakob Buchmann die Liegenschaft, in der er einen Lederhandel betrieb. 1996–2014 war die Firma Nussbaumer Elektro Zug AG hier domiziliert. 2014 wurden die Gebäude durch Röösli Architekten, Zug, restauriert. In der Häuserzeile, in der seit Anbeginn gewohnt und gearbeitet wird, treffen sich Geschichte und zeitgemässe Nutzung respektvoll.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Erlenstrasse 16, Zug
Baujahr
1905
Foto: Regine Giesecke
Die Stadt beauftragte die Zuger Architekten Dagobert Keiser und Richard Bracher mit dem Bau eines Primarschulhauses im Neustadtquartier. Diese schufen 1908/09 ein grosses Gebäude im Heimatstil mit Tuffsteinquadersockel und Schweifgiebeln. Für die Zeit neuartig waren die Eisenbetonkonstruktion und die differenzierte innere und äussere Farbgestaltung. Fortschrittlich gestaltete sich auch der Innenausbau mit Warmwasserzentralheizung und neuster Haustechnik. 1976 wurde das Gebäude umgebaut und diente fortan der Musikschule. Bei der Restaurierung 2004/05 stellte man das originale Farbkonzept teilweise wieder her. Das Schulhaus Neustadt ist ein markanter Zeitzeuge, der in den Anfängen mit seiner modernen und kindergerechten Architektur und Farbgestaltung weit über die Kantonsgrenze hinaus strahlte.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Bundesstrasse 2, Zug
Architekten
Dagobert Keiser und Richard Bracher, Zug
Baujahr
1908/09
Foto: Regine Giesecke
Die beiden Architekten Leo Hafner (1924-2015) und Alfons Wiederkehr (1915–85) bauten – ganz im Sinne ihrer Zeit – mit feinem Gespür für Harmonie und Proportionen. Beim Hauptsitz der Zuger Kantonalbank fanden sie eine zweckbetonte und dennoch repräsentative Architektursprache. Das Gebäude zeigt sich zwar zeitgemäss, durch die klassische Unterteilung in Sockel, Fassade und Dach sucht es aber trotzdem einen Bezug zu den historischen Bauten der Umgebung. Die Ausstattung entsprach dem neusten Stand der Technik. So waren die einzelnen Büros durch «Telephon, Personensuchanlage, Rohrpost und Aktenaufzüge» verbunden. Eine «Jettair-Klimaanlage» sorgte dafür, dass die Fenster nicht mehr geöffnet werden mussten und so die Sonne und der Lärm der Strasse die Angestellten nicht störte.
Text: Peter Egli, Schweizer Heimatschutz
Adresse
Bahnhofstrasse 1, Zug
Architekten
Leo Hafner und Alfons Wiederkehr, Zug
Baujahr
1955–58
Foto: Schweizer Heimatschutz
Die schönsten Bauten der 50er-Jahre
Die Zuger Kantonalbank ist eine der schönsten Bauten der 50er-Jahre. Das Büchlein stellt Ihnen 49 weitere aussergewöhnliche Beispiele dieser Epoche aus allen Landesteilen vor.
Mit dieser futuristisch anmutenden Wohnüberbauung schufen die Architekten Fritz Stucky (1929-2014) und Rudolf Meuli (*1928) den Prototyp einer Terrassensiedlung. Ende der 50er-Jahre war Stockwerkeigentum ungewohnt; die Terrassenhäuser richteten sich denn auch an ein aufgeschlossenes Publikum, das nach neuartigen verdichteten Wohnformen jenseits des Einfamilienhauses suchte. Die Überbauung umfasst 25 Wohnungen mit grosszügigen Terrassen, die von schrägen, zum Teil zu Pflanzentrögen ausgebildeten Betonbrüstungen vor Einblick geschützt werden. Für die Grundbepflanzung wurde der Gartenarchitekt Ernst Cramer zugezogen.
Text: Peter Egli, Schweizer Heimatschutz
Adresse
Rothusweg 1+3, Terrassenweg 7+9, Zug
Architekten
Fritz Stucky und Rudolf Meuli, Zug
Baujahr
1958–60
Foto: Christian Schwager
Die schönsten Bauten der 50er-Jahre
Die Terassenhäuser am Rothusweg gehören zu den schönsten Bauten der 50er-Jahre. Das Büchlein stellt Ihnen 49 weitere aussergewöhnliche Beispiele dieser Epoche aus allen Landesteilen vor.
Seit 2013 besitzt Zug mit dem am Rand der Altstadt gelegenen Stadtgarten einen neuen öffentlichen Freiraum. Er verbindet zwei Standorte der Stadt- und Kantonsbibliothek – das Hauptgebäude an der St.-Oswalds-Gasse und den Lesesaal im ehemaligen Zeughaus. Zwischen den beiden Bauten vermittelt ein offener Platz mit Rasenfeld und einer Wasserfläche, in der Sumpflilien blühen, Staudenbeete schmücken die Böschung zwischen dem neuen Park und der tiefer gelegenen St.-Oswalds-Gasse. Hauptelement der Anlage ist der auf einem Betonsockel stehende Pavillon mit auskragendem Dach. Seine Holzlamellen umhüllen die Lüftungszentrale der Tiefgarage, die hier in den 1970er-Jahren gebaut worden war. Nicht verstecken, sondern in den Entwurf integrieren, lautete die Devise der Gestalter beim Umgang mit den Betonelementen. Eine kluge Haltung, dank der ein wertvoller Grünraum in der dichter werdenden Stadt entstehen konnte.
Text: Claudia Moll, Zürich
Architekten
Planetage Landschaftsarchitekten, Planwirtschaft, Ramser Schmid Architekten
Baujahr
2013
Foto: Felix Jungo, Schweizer Heimatschutz
Die schönsten Gärten und Parks der Schweiz
Der Stadtgarten Zug gehört zu den schönsten Gärten des Landes. Dieser Gartenführer nimmt Sie mit auf eine Reise zu 50 grünen Oasen in der ganzen Schweiz.
«Toblerone» nennen die Zuger die beiden Hochhäuser auf dreieckigem Grundriss, denn die übereinander gereihten Eckloggien erinnern an den Formalismus der eigenwilligen Schokoladeriegel. Die Dreiecksform ist nicht nur gestalterisch einprägsam, sondern erlaubt auch drei Wohnungen pro Geschoss, die zweiseitig orientiert sind. Ähnlich wie das Hochhaus von Alvar Aalto am Vierwaldstättersee ist die Anlage ein Zeichen der Verstädterung der Landschaft. Als weithin sichtbare Akzente verweisen die Bauten auf die Ausdehnung der Besiedlung. Der hellbeige vorfabrizierte Beton und die roten Rollläden setzten einen Kontrast in den grünen Hang. Die Bebauung bietet keinen Seeanschluss und belässt die Ufer unverbaut. Die Lage auf der Hangterrasse macht die Hochhäuser dennoch zu Landmarks am See.
Die Leimatt Bauten dienten 1965 als Vorbild für die Hochhäuser Friedbachstrasse in Zug.
Text: Dan Costa Baciu, Schweizer Heimatschutz
Adresse
Leimatt A und B, Oberwil bei Zug
Architekten
Fritz Stucky und Rudolf Meuli, Zug
Baujahr
1961–62
Foto: Sebastian Heeb, Schweizer Heimatschutz
Die schönsten Bauten 1960-75
Die Wohnhochhäuser Leimatt gehören zu den schönsten Bauten aus der Zeit zwischen Wachstumseuphorie und Ölkrise. Entdecken Sie weitere unbekannte Perlen im Architekturführer des Schweizer Heimatschutzes!
Die Möglichkeiten und Grenzen der Flexibilität im Stockwerkeigentum werden am Rothusweg programmatisch zur Diskussion gestellt. Kamm und Kündig entwickelten das Bausystem 4D, das die Veränderbarkeit der Wohnungen auch in der vierten Dimension, der Zeit, vereinfacht. Während die Tragstruktur aus Stützen und Platten unverändert bleibt, können die Wände und die Installationen nach einem vorgegebenen Raster neu gesetzt werden. Die Architekten entschieden sich, die Stützen aussen anzuordnen, um Schnittstellen mit den Wänden zu vermeiden. So wurde die langlebige Tragstruktur zum gestalterischen, identitätsstiftenden Element in der äusseren Erscheinung. Obwohl die Verteilung der Loggien und die Position der Fassadenpaneele verändert wurden, bleibt der Charakter des Baus bestehen. Der Baukasten ist keine produktionstechnische Anforderung, sondern ein Prinzip der Gestaltung. Den Käufern und aktuellen Besitzern ermöglicht das System grosse Flexibilität in der Grundrissgestaltung.
Text: Dan Costa Baciu, Schweizer Heimatschutz
Adresse
Rothusweg 12-14, Zug
Architekten
Peter Kamm und Hans Kündig, Zug
Baujahr
1970–72
Foto: Sebastian Heeb, Schweizer Heimatschutz
Die schönsten Bauten 1960-75
Die Wohnsiedlung Rothusweg gehört zu den schönsten Bauten aus der Zeit zwischen Wachstumseuphorie und Ölkrise. Entdecken Sie weitere unbekannte Perlen im Architekturführer des Schweizer Heimatschutzes!
1945 war Dagobert Keisers Wohn- und Geschäftshaus in Zug fertiggestellt. Carl Speck hatte vor, im prominenten Eckhaus mit Eugen Hotz’ Christophorus-Sgraffito das erste Café der Stadt zu eröffnen. Nachdem die Sektion für Rationierungswesen des Eidgenössischen Kriegsernährungsamts die Betriebsbewilligung für die Confiserie mit Tea-Room in Aussicht gestellt hatte, fehlte Herrn Speck noch der nötige Fähigkeitsausweis. Da der Patron im Militärdienst war, schickte er seine Frau nach Zürich, um die verlangte Prüfung abzulegen. Innenarchitekt Max Müller hatte derweil Kunstschreiner und Stukkateure engagiert, um mit alten
Handwerkstechniken ein Interieur in moderner Formensprache anzufertigen. Dieses ist im Obergeschoss heute noch erhalten.
Text: Françoise Krattinger, Schweizer Heimatschutz
Adresse
Alpenstrasse 12, Zug
Architekten
Dagobert Keiser, Zug
Baujahr
1944/45
Foto: Oliver Marc Hänni, Schweizer Heimatschutz
Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz
Die Confiserie Speck gehört zu den schönsten Cafés der Schweiz. Verbinden Sie Architektur- mit Kaffeegenuss und entdecken Sie 50 stilvolle Cafés und Tea Rooms in der ganzen Schweiz.
Tadashi Kawamatas Holzbauten, die der japanische Künstler soziale Skulpturen nennt, sind für viele Zuger nicht mehr aus der Stadt wegzudenken. Work in Progress in Zug ist Teil des «Projekts Sammlung», das ausserhalb der Museumsmauern Werke auf die Bevölkerung zu trägt. Roman Signers in die Tiefe führendes Stahlgebilde am Seeufer eröffnet Seesicht unter Wasser, und Zeichnungen von Pavel Pepperstein zieren die Mauern der Strafvollzugsanstalt. Erst 1990 eröffnet, legte die Institution eine kometenhafte Karriere an den Tag und verfügt über die bedeutendste Kollektion der Wiener Moderne in Europa ausserhalb Österreichs. Vom barocken Stammhaus aus greift die Kunst in den öffentlichen Raum aus und konfrontiert die Menschen.
Text: Françoise Krattinger, Schweizer Heimatschutz
Adresse
Dorfstrasse 27, Zug
Baudaten
Wohnhaus erbaut im 16. Jh.
Umbau 18. Jh.
Umbau 1990: Franz Füeg
Foto: Christoph Oeschger
Die schönsten Museen der Schweiz - Orte der Kunst
Das Kunsthaus Zug gehört zu den schönsten Museen der Schweiz. Entdecken Sie gelungene Verbindungen zwischen Kunst und Architektur aus verschiedenen Epochen, quer durchs ganze Land.
Durch die Guckkästen im vielfältig bespielten Burggraben erhält man eine Ahnung davon, was die Besucher hinter den Mauern im Inneren der Burg erwartet. Das eigenwillige Bauwerk und Wahrzeichen von Zug scheint aus verschiedenen Häusern aufgetürmt worden zu sein. Es wartet mit einer Fülle von raffinierten Inszenierungen und hochkarätigen Exponaten auf. Prächtige Kachelöfen, mittelalterliche Balkentreppen, kostbare Parkettböden und Tapeten zeugen von mondäner Wohnkultur aus verschiedenen Epochen. Geschickt werden konservatorische Erklärungen eingeflochten und Klischees hinterfragt. In jedem Raum bieten Objekte zum Anfassen auch den jüngsten Besuchern einen Einstieg in die Themen.
Text: Françoise Krattinger, Schweizer Heimatschutz
Adresse
Kirchenstrasse 11, Zug
Baudaten
Erbaut vor 1300
Restauriert 1982
Erneuert 2013
Foto: Christoph Oeschger
Die schönsten Museen der Schweiz – Wissen und Geschichten
Das Museum Burg Zug gehört zu den schönsten Museen der Schweiz. Die Publikation präsentiert 50 Museen aus der
ganzen Schweiz im handlichen Postkarten-Format.
Von Wolfgang und Alois Henggeler initiiert, baute der Architekt Adolf Uttinger, nachmaliger Stadtbaumeister in Aarau, die Baumwollspinnerei an der Lorze. Der Kernbau und die beiden flankierenden Fabriktrakte entstanden in zwei Etappen zwischen 1853 und 1858. Im Mittelbau waren die Büros der Direktoren und die Turbinen, welche die Maschinen in den Produktionstrakten antrieben, untergebracht. Die Anlage wurde mehrfach umgebaut. 1947 kürzte man die Trakte und ersetzte den Mittelbau durch den heute noch bestehenden. 1993 wurde der Betrieb eingestellt und das Gebäude einer vielfältigen Nutzung zugeführt. Als Monumentalbau mit den neusten und besten Einrichtungen repräsentierte die Spinnerei an der Lorze einst den technischen Fortschritt und die moderne Textilfertigung. Heute zählt sie zu den wichtigsten Vertretern industrieller Architektur in der Schweiz.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Haldenstrasse 1–5, Baar
Architekt
Adolf Uttinger
Baujahr
1853–1858
Foto: Regine Giesecke
Baukultur entdecken
Architekturgeschichten und Ortsbilder im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Mit der Inbetriebnahme der Spinnerei entstanden mehrere Arbeiterhäuser, so auch die nach ihrem Standort benannten «Höllhüser». Der Zimmermeister Christian Iten errichtete ab 1861 am Lorzendamm zwölf identische Bauten. Die verschalten Riegelkonstruktionen erhielten durch das umlaufende Gesims und die ausgesägten Schmuckformen an den Dachunterseiten ihre biedermeierliche Gestalt. In jedem Haus waren drei kleine Wohnungen untergebracht, welche die Fabrikherren ihren Arbeitern günstig vermieteten. Ein Gebäude wurde abgebrochen, wenige neue kamen dazu. Die Lauben zu den Gärten hin stammen von 1947. Im Rahmen eines diskreten Ausbaus entstanden 1993 nach einer Vorstudie des Zuger Architekten Peter Kamm die rückwärtigen Erweiterungen. Noch heute erzählen die «Höllhüser» eindrücklich von damals.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Lorzendamm 6–28, Baar
Architekt
Christian Iten
Baujahr
ab 1861
Foto: Regine Giesecke
1867 wurde in Baar die erste reformierte Kirche im katholischen Kanton Zug eingeweiht. Mit der Industrialisierung und dem damit verbundenen Zuzug von Reformierten konnten eine reformierte Kirchgemeinde und ein eigenes Gotteshaus entstehen. Initiiert und gefördert wurde der Kirchenbau vom katholischen Spinnereigründer Wolfgang Henggeler-Schmid und seiner reformierten Frau Barbara. Die in der Achse der Spinnerei errichtete klassizistische Kirche mit den ausgezeichneten Achsen und Gebäudekanten, der sechsachsigen Gliederung der Seitenfassaden und den neugotischen Einzelformen ist typisch für den grossen Architekten, der sie schuf: Ferdinand Stadler. Als stille Zeitzeugin erzählt die reformierte Kirche in Baar heute noch schlicht und ergreifend von ihrer bewegten Geschichte.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Leihgasse 6, Baar
Architekt
Ferdinand Stadler, Zürich
Baujahr
1866/67
Foto: Regine Giesecke
In Menzingen ist 1606 erstmals eine öffentliche Schule belegt. 1813 waren Schule und Gemeinderat im selben Gebäude an der Hauptstrasse untergebracht. 1835 wurde das von Baumeister Heinrich Staub aus Horgen erbaute Schulhaus eingeweiht. Es befand sich im Bereich des heutigen Schulhausplatzes und wurde 1934/35 ersetzt. Der Neubau stammt von den Architekten Alois Stadler und Walter Wilhelm aus Zug. Sie schufen einen dreigeschossigen Massivbau mit regelmässiger Durchfensterung und Walmdach. Die Eingangsfassade ist durch die Symmetrie und die durch die Lukarne mit Wanduhr akzentuierte Mittelachse charakterisiert. 1993 wurde das Gebäude renoviert und ausgebaut. In seiner strengen architektonischen Gestalt ist das gemeindliche Schulhaus Dorf ein typischer Vertreter des Neuen Bauens.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Alte Landstrasse 2, Menzingen
Architekten
Alois Stadler und Walter Wilhelm, Zug
Baujahr
1934/35
Foto: Regine Giesecke
Baukultur entdecken
Architekturgeschichten und Ortsbilder im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Die Schwestern vom Heiligen Kreuz wurden 1844 als franziskanische Gemeinschaft von Kapuzinerpater Theodosius Florentini und Schwester Bernarda Heimgartner gegründet. Ihr zentrales Anliegen war Bildung für Mädchen und junge Frauen. Das Mutterhaus entstand 1851. Schon bald wurde es wegen des grossen Zulaufs erweitert. 1876 schuf der Luzerner Architekt Wilhelm Keller eine angrenzende Gartenhalle mit aufsitzender, neugotischer Kapelle und wenig später das Pensionat. 1890–1892 folgte der Bau des Seminars durch die Architekten Gebr. Reutlinger, Zürich. Die neubarocke Kirche mit ihrer charakteristischen Kuppel entstand 1895–1897 an Stelle der Kapelle – erbaut vom bekannten Kirchenarchitekten August Hardegger. Mit weiteren Anbauten entwickelte sich sukzessive die prägnante geschlossene Vierflügelanlage mit Innenhof.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Hauptstrasse 11, Menzingen
Architekten
Wilhelm Keller, Luzern; Gebr. Reutlinger, Zürich; August Hardegger, Luzern
Baujahr
ab 1851
Foto: Regine Giesecke
Das Seminar Bernarda, in dem bis 2016 Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen ausgebildet wurden, entstand 1955–1958. Konzipiert wurde es von den Architekten Hanns A. Brütsch & Alois Stadler und Leo Hafner & Alfons Wiederkehr. Die einen Innenhof umfassende Baugruppe besteht aus dem Wohntrakt, der Turnhalle, dem Speisesaal, dem Theatersaal mit aufsitzender Kapelle und dem Schultrakt. Verbunden sind die Gebäude durch verglaste Hallen. 2002 zog das kantonale Gymnasium Menzingen mit ersten Klassen ein, 2006 übernahm es das ganze Gebäude. Aktuell entsteht an Stelle des ehemaligem Wohntrakts und der Turnhalle ein neues Schulhaus (links im Bild). Mit den subtil gestalteten Innen- und Aussenräumen und den nach Funktionen getrennten Baukörpern war das Seminar Bernarda in seiner Architektursprache überaus avantgardistisch.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Seminarstrasse 12, Menzingen
Architekten
Hanns A. Brütsch und Alois Stadler, Leo Hafner und Alfons Wiederkehr, Zug
Baujahr
1955–1958
Foto: Regine Giesecke
1930–1932 erbaute der Zürcher Architekt Anton Higi das Haus «Maria vom Berg». Es beherbergte fortan das Pensionat, das sich bis anhin im Mutterhaus des Instituts befand. Hier besuchten junge Frauen Schulen und Kurse. Seit 1976 dient das Haus als Altersresidenz für die Schwestern des Instituts. Das monumentale Gebäude hat einen Grundriss in Form eines Taukreuzes, des Symbols für den Franziskanerorden. In den unteren, hohen Geschossen mit grossen Fenstern waren Lehr- und Arbeitsräume untergebracht. Die oberen Geschosse mit Balkonen dienten zu Wohnzwecken. Im halbrunden Bauteil mit Flachdachterrasse befanden sich Turnhalle und Speisesaal. Der Quertrakt fasst Eingang und Treppenhaus sowie einen Saal mit aufsitzender Kapelle. Als Vertreter des Neuen Bauens ist das Pensionat ein markanter Zeitzeuge.
Text: Dr. Brigitte Moser, Zug
Adresse
Seminarstrasse 14, Menzingen
Architekt
Anton Higi, Zürich
Baujahr
1930–1932
Foto: Regine Giesecke
Der Zürcher Bankier und Kunstmäzen Heinrich Schulthess von Meiss erwarb 1863 die Liegenschaft des heutigen Villette-Parks am Ufer des Zugersees. Er liess sich hier in unmittelbarer Nähe der Lorzemündung 1865/66 durch den Zürcher Architekten Leonhard Zeugheer einen Landsitz im Stil der Neurenaissance bauen, der später, 1900–03, durch Dagobert Keiser vergrössert wurde. Der Villenpark entstand 1865 nach Plänen des Gartenarchitekten Theodor Froebel als englischer Landschaftsgarten. Die Zuger Altstadt, die Rigi und der See bilden einen eindrücklichen Hintergrund für die Komposition aus weiten Rasenflächen, kleineren Wäldchen, teilweise exotischen Bäumen und dem künstlich aufgeschütteten Inseli.
Lange Zeit in Privatbesitz, erwarb die Gemeinde Cham 1981 das Areal mit der Villa und machte die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich. Die 1986–88 renovierte Villa dient heute als Kultur- und Begegnungszentrum mit Ausstellungsraum, schönen Sälen und Gartenrestaurant.
Text: Peter Egli und Monika Suter, Schweizer Heimatschutz
Architekt
Theodor Froebel
Baujahr
1865; 1900-03
Foto: Dominique Wehrli
Wer möchte, darf selbst Hand anlegen: Vom Lehmabbau bis zum Ziegelschlagen kann in Cham der Herstellungsprozess eines Ziegels nachvollzogen werden. Nachdem 1982 die grosse Holzscheune zwischen Wohnhaus und Ziegelhütte niedergebrannt war, wurde an ihrer Stelle ein Museumsneubau geplant, der heute Sammlung und Ausstellung Platz bietet. Die Fachstelle für Ziegeleikeramik im ehemaligen Wohnhaus erforscht und dokumentiert das archaische Handwerk. Ein Feuchtgebiet, das durch den Lehmstich entstanden ist und heute als wertvolles Biotop gilt, ist Teil des geschützten Ensembles. So wird auf dem Areal der ehemaligen Handziegelei Lörch der Blick für kulturgeprägte Landschaftsveränderungen geschärft.
Text: Françoise Krattinger, Schweizer Heimatschutz
Adresse
Ziegelhütte, Hagendorn / Cham
Architekten
Architektur: Paul Knill
Landschaftsarchitektur: Benedikt Stähli und Silvan Durscher
Baujahr
1873; 2013
Foto: Christoph Oeschger
Die schönsten Museen der Schweiz – Wissen und Geschichten
Das Ziegelei-Museum in Cham gehört zu den schönsten Museen der Schweiz. Die Publikation präsentiert 50 Museen aus der
ganzen Schweiz im handlichen Postkarten-Format.